FSV2000
Dienstag - Juni - 04.06.2002 - 22:46 Uhr
Segelfluglager 2002 in Nötsch (18.5. bis 4.6.2002)
Die Teilnehmer:
Rudi Frenslich, Gitti Gibisch, Rainer Gottfried, Franz Havlicek, Ferdi Höllerer, David Huber, Herbert Kaschowitz, Günter Mayer, Karl Müller, Franz Neubauer, Georg Neulinger, Josef Reithofer, Leo Schindler, Erich Schüssler, Gerhard Sobotka, Peter Stoifl, Christian Vohryzka, Konrad Zeiler
Vorab:
Da wir auch in diesem Jahr unser Segelfluglager wieder in Nötsch durchgeführt haben, werde ich an dieser Stelle nur mehr über die Besonderheiten von heuer berichten. Falls jemand an den allgemeinen Schilderungen über den Flugplatz oder den Segelflugbetrieb interessiert ist, dann verweise ich auf meinen Bericht vom Vorjahr.
Die Vorbereitungen:
Schon während des letzen Segelfluglagers war uns allen klar, dass wir in Zukunft (mindestens) einmal pro Jahr ein Fluglager durchführen werden. Im Winter wurde dann der Termin endgültig fixiert und nach den guten Erfahrungen wurde Nötsch wieder als Ziel festgelegt.
Karl Müller hat sich bereiterklärt, auch diesmal die Lagerleitung zu übernehmen und uns rechtzeitig in Nötsch angemeldet.
Die Hänger waren praktisch reisefertig und mussten nur zur Pickerüberprüfung, was durch die gründliche Vorbereitung von Günter Mayer problemlos war. Am Donnerstag vor der Abreise haben wir die Flieger zerlegt und auch das gesamte Zubehör und Kleinzeug ebenfalls in den Anhängern verstaut.
Generell war die ganze Vorbereitung wesentlich einfacher als im Vorjahr, wobei sich die Checklisten vom letzten Segelfluglager als sehr nützlich erwiesen haben.
Die Anreise:
Unsere Flotte besteht diesmal aus insgesamt 8 Segelflugzeugen, da außer unseren 4 Vereinsfliegern (Twin-Astir, 2 Astire und Ka-8) noch 3 Privatflugzeuge (Ventus von Frenslich/Schüssler, LS-4 von Höllerer und L-Spatz von Havlicek) und die Fox aus Niederöblarn nach Nötsch überstellt werden.
Der Flugplatz:
Da wir den Platz und die Leute vom Vorjahr bereits gut kennen, fühlen wir uns vom Anfang an wie zuhause. Aber auch einige von uns dürften einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben: Als sich Rudi Frenslich, der einen Tag vor uns angereist ist, beim Betriebsleiter meldet, mein dieser nur „A so, es seids de mit'n Havlicek"
Das Wetter:
Leider ist das Wetter nicht annähernd so schön wie im Vorjahr.
Gleich nach der Anreise erwarten uns 2 Regentage und am 3. Tag können wir endlich Fliegen, aber schon nach kurzer Zeit sehen wir wieder dunkle Wolken im Westen und können gerade noch vor dem Regen landen. Der nächste Tag ist auch noch fliegbar, aber danach kommen wieder 6 Tage mit Überentwicklungen, dichter Bewölkung und Regen.
Erst ab Mittwoch der 2. Woche wird das Wetter wieder besser, aber alles in allem sind in den 2 Wochen nur 7 Tage fliegbar.
Segelflugbetrieb:
Auch an den schöneren Tagen herrscht meistens ein starker Nord- bis Nordwestwind, der zu einer ausgeprägten Leethermik führt. Die enormen Turbulenzen in Kammnähe bescheren den meisten von uns eindringliche Erlebnisse wie schwebende Gegenstände im Cockpit und Sinkwerte jenseits der 10m/s. Sogar der kunstflugerprobte Günter Mayer beendet einen dieser Flüge nach ca. l Stunde freiwillig.
Bedingt durch die lange Schlechtwetterperiode ist an den schöneren Tagen der Andrang am Start enorm. Der Fronleichnamstag ist der erste wirklich gute Tag und daher warten am Morgen außer den 25 Gastflugzeugen auch noch ca. 15 einheimische Segelflieger auf die 2 Schleppmaschinen. Insgesamt werden an diesem Tag 79 F-Schlepps durchgeführt (Leute, stellt euch das mal in Stockerau vor). Das Gemetzel am Dobratsch ist natürlich auch dementsprechend (bis zu 10 Segelflugzeuge im gleichen Aufwind) und als Draufgabe haben die Streckenflieger vom Alpen-Adria-Cup, der zur gleichen Zeit in Feldkirchen stattfindet, ihre Aufgaben so gestellt bekommen, dass auch sie bei uns durchfliegen müssen. Es ist schon recht eindrucksvoll mitanzusehen wie diese Typen in beängstigend geringer Höhe mit ihren Segelflugzeugen unter uns durchzischen.
An einem anderen Tag mit ähnlichem Betrieb meldet sich plötzlich ein Notarzt-Hubschrauber am Funk und ersucht alle Segelflugzeuge den Dobratsch zu verlassen, da er einen abgestürzten Paragleiter am Berg sucht Die ganze Aktion kostet allen einige hundert Höhenmeter und dann stellt sich heraus, dass der Paragleiter aus eigener Kraft vom Berg wieder weggeflogen ist.
Da durch die vielen Segelflugzeuge in der Luft die Platzfrequenz doch recht stark belegt ist, wechseln wir in unseren Flugzeugen meistens gleich nach dem Ausklinken auf eine Drachenfliegerfrequenz, wo wir weitgehend ungestört miteinander funken können. Wir haben für die Bodenmannschaft zwei Handfunkgeräte mit, so dass diese beide Frequenzen abhören kann und immer weis, wo unsere Flugzeuge sind und was im Platzbereich los ist.
Einmal besuchen uns Franz Bachmaier und Matias Seidl mit einem Falken aus Stockerau, was uns aber am nächsten Morgen einen großen Schrecken bereitet, da ein Kärntner Radiosender berichtet, dass ein Motorsegler, der in Nötsch mit 2 Wienern an Bord gestartet ist, abgestürzt sein soll. Beim sofortigen Kontrollanruf in LOAU hören wir mit Erleichterung, dass unsere beiden Falken unversehrt im Hangar stehen. Vom Nötscher Betriebsleiter und aus dem Internet erfahren wir später, dass tatsächlich eine Katana in Nötsch gestartet und mit leeren Tanks bei Pöchlarn abgestürzt ist.
Da an den letzten Tagen das Wetter deutlich besser wird, beschließen Christian Vohryzka, Herbert Kaschowitz und ich, dass wir noch bis zum Eintreffen der nächsten Kaltfront das Fluglager verlängern wollen. Nach einigen Telefongesprächen mit unseren Arbeitgebern (Herbert ist sowieso selbstständig) steht den schönsten Tagen des heurigen Fluglagers nichts mehr im Weg. Als wir am Sonntagmorgen zum Flugplatz fahren, trauen wir unseren Augen nicht: Außer unseren 3 Segelflugzeugen sind alle anderen Gästeflieger abgereist und die einheimischen Piloten dürften ähnlich wie auch in Stockerau am Sonntag bei ihren Familien Gutpunkte sammeln. Zum Glück finden wir aber einen Schlepp-Piloten am Flugplatz und wir können fast den ganzen Tag alleine am Dobratsch fliegen. Erst am späten Nachmittag beginnen die einheimischen Segelflieger mit einem Doppelsitzer zu schulen.
Am Montag gesellen sich dann doch wieder 3 deutsche Segelflieger zu uns und mir gelingt zum Abschluss noch mein schönste Flug während des gesamten Fluglagers.
Für den nächsten Tag ist bereits die nächste Kaltfront vorhergesagt und weil sich schon am Vormittag die ersten CB's bedrohlich aufbauen, beschließen wir die Flugzeuge in den Anhängern zu verstauen und heimzufahren. Diese Entscheidung war goldrichtig, da bei der Abfahrt bereits die ersten Blitze in Platznähe einschlagen.
Kunstflug in den Bergen:
Günter Mayer, Christian Vohryzka und ich sind im Herbst von Konrad Zeiler mit dem Kunstflug-Virus infiziert worden und daher hat Konrad bei der Vorbereitung vorgeschlagen, die Fox aus Niederöblarn nach Nötsch mitzunehmen. Leider haben wir wegen des schlechten Wetter und dem Dienstplan von Konrad nur an einem einzigen Tag die Gelegenheit zum Kunstfliegen in den Alpen. Bedingt durch die Entzugserscheinungen wegen der langen Pause ziehe ich voller Freude den ersten Looping gleich mit ca. 6g (normal sollten 3-4g reichen). Aber bereits beim Turn und beim Männchen stellen sich die ersten Probleme ein, da ich gewohnt bin, in der Senkrechten durch einen seitlichen Blick zum Horizont die genaue Lage zu kontrollieren. Aber dort wo in Stockerau in der Ferne ein gerade Linie ist, ist in Nötsch nur eine zerklüftete Felswand und so fällt mir das Männchen entgegen meiner Absicht nach hinten. Nicht weiter schlimm und da ich das Männchen bisher nur nach vorne geflogen bin erhöht sich dadurch meine Kunstflugerfahrung um eine weitere Figur.
In der 2. Woche kommt ein Kollege von Konrad nach Nötsch und bietet uns an, dass er mit uns kunstfliegen könnte. Wegen des starken Betriebs wäre das aber nur zeitig in der Früh (so zwischen 6:30 und 8:30) möglich, worauf wir aber bei aller Liebe zum Segelkunstflug verzichten. Er beschließt dann, mit der Fox in der Thermik zu fliegen, was sicher ähnlich pervers ist, wie mit einem Ferrari einkaufen zu fahren.
Rahmenprogramm:
Wetterbedingt war unsere Kreativität beim Ausarbeiten von Alternativprogrammen deutlich gefordert:
Gleich am ersten Tag fahren wir nach Slowenien, wo das Wetter aber auch nicht viel besser ist. Die angehenden Streckenflieger unter uns besichtigen an diesem Tag mögliche Außenlandeplätze bei Hermagor und Kötschach-Mauthen, die sie aber später beim Fliegen doch nicht benötigt werden.
An einem anderen Tag, der wegen dichter Abschirmung nicht zum Segelfliegen brauchbar ist, erreichen wir nach einer 2-stündigen schweißtreibenden Wanderung vom Parkplatz beim Plöckenpass über teilweise recht steile Steige den Gipfel des kleinen Pal in 1867m Seehöhe, wo eindrucksvolle Stellungen aus den Gebirgskämpfen zwischen Österreich und Italien im 1. Weltkrieg zu besichtigen sind. Dazu gibt es auch eine Ausstellung in Kötschach-Mauthen, die wir an einem der folgenden Tage besichtigen.
Zweimal gehen wir Kegel Scheiben, was sich jedes Mal zu einem Riesenspaß entwickelt (ich vermute, dass der Wirt zur Zeit die Bahn wieder renovieren lässt) und an einem weiteren Regentag fahren wir nach Villach einkaufen und gehen ins Kino.
Als günstig erweist sich, dass die Camper unter uns den Campingplatz gewechselt haben. Der Bauernhof bietet zwar weniger professionelle Anlagen als der größere Platz direkt daneben, aber dafür stellt uns der Bauer eine große Scheune zur Verfügung und versorgt uns laufend mit hochprozentigen Getränken, die nach der frustrierenden Wettervorschau im Internet auch meist in größeren Mengen konsumiert werden.
Gitti Gibisch hat uns diverse Holzspielzeuge mitgebracht, von denen aber eines trotz stundenlanger Versuche von Konrad Zeiler und mir bis zum Schluß nicht aufgelöst werden kann. Für Außenstehende muss unsere Beschäftigung damit recht eigenartig aussehen und jemand von uns sagt einmal „Wir schau'n aus wie ein Ausflug einer geschützten Werkstätte" (siehe Foto). Ich befürchte, dass Konrad auf den vielen Linienflügen im Cockpit des Lauda-Air-Jets an den ungelösten Spielzeugen weiterarbeiten wird, aber hoffentlich sehen ihm seine Passagiere dabei nicht zu.
Rudi Frenslich versucht an einem dieser verregneten Tage das Glühbirnchen einer Auto-Leselampe mit noch dazu unpassendem Installateurwerkzeug (siehe Foto) zu reparieren. Geschafft hat er es wie nicht anders erwartet natürlich nicht, aber er hat uns anderen dadurch für ca. 2 Stunden eine köstliche Unterhaltung geboten.
Die Flugleistungen:
OE-5578 G-103 Twin-Astir 16 Starts 23h
OE-5382 G-102 Astir 14 Starts 31h
OE-5226 G-102 Astir 16 Starts 27h
OE-0731 Ka-8 12 Starts 19h
OE-5666 MDM-1 Fox (Zeiler) 4 Starts 1h
OE-0362 L-Spatz (Havlicek) 2 Starts 6h
OE-5411 Ventus (Frenslich & Schüssler) 10 Starts 41h
D-1387 LS-4 (Höllerer) 10 Starts 26h
Gesamt: 84 Starts 174h
Beachtlich sind die Leistungen unserer Streckenflieger: Rudi Frenslich hat mit 7 gewerteten Flügen insgesamt 1700 km erreicht und Erich Schüssler mit 4 Flügen 1100 km.
Rudi hat mit seinem Ventus einen 460km-Flug nach Südtirol geschafft und ist am vorletzten Tag im Segelflug bis Stockerau heimgeflogen. Seinen Logger dürfte er mittlerweile auch einigermaßen in den Griff bekommen haben, denn entgegen unseren Befürchtungen sind alle seine Flüge dokumentiert worden.
Christian Vohryzka und Herbert Kaschowitz (mit der Ka-8) haben Streckenflüge bis nach Laas über eine Gesamtstrecke von ca. 100km erfolgreich beendet.
Karl Müller ist wie schon im Vorjahr fast nur im hinteren Cockpit des Twin-Astir gesessen und hat den angehenden Segelfliegern Stoifl, Neulinger, Gottfried und Huber einen ersten Eindruck vom Segelfliegen in den Bergen gezeigt. Ich möchte Karl an dieser Stelle im Namen aller danken, da es nicht selbstverständlich ist, dass jemand im Urlaub seine eigenen Interessen hinten anstellt und die Verantwortung auf sich nimmt, noch unerfahrene Flugschüler nur wenige Meter von der Wand entfernt Segelfliegen zu lassen.
Resümee:
Nötsch ist mittlerweile für uns fast wie ein 2. Heimatflugplatz geworden. Wir kennen die Betriebsleiter, Schlepp-Piloten und die einheimischen Segelflieger. Ich denke aber auch, dass wir bei den Nötschern inzwischen gern gesehene Gäste sind.
Obwohl das Wetter an 7 Tagen schlecht war haben wir trotzdem immer unseren Spaß gehabt, was vor allem für die Kameradschaft innerhalb unserer Segelfliegergruppe spricht.
In den wenigen fliegbaren Tagen sind wir erstaunlicherweise mit den Vereinsfliegern um 10% mehr geflogen als im Vorjahr in 14 Tagen, was aber darauf zurückzuführen ist, dass mit Christian Vohryzka und Gerhard Sobotka zwei recht ausdauernde Segelflieger mehr dabei gewesen sind.
Alle Piloten und Flugzeuge sind wieder heil zurückgekommen und außer zwei altersschwachen Campingsesseln wurde nichts zerstört.
Unser aller Dank gilt besonders Lilli Frenslich und Sabine Höllerer, die uns mit Köstlichkeiten aus der Camping-Küche kulinarisch verwöhnt haben.
Wir alle sind uns einig, dass wir auch nächstes Jahr wieder nach Nötsch fahren werden.
Geschrieben von: Josef Reithofer