Freitag - Mai - 19.05.2017 - 14:36 Uhr
» Aus Zwei mach Eins, Bericht über einen gelungenen Trainingsflug der anderen Art
Wie einige vielleicht wissen, hat Thomas Aigner vor geraumer Zeit die Whatsapp-Gruppe „LOAU – Mitflugzentrale“ ins Leben gerufen. Die Idee ist so einfach, wie überzeugend….und der Name ist Programm: Auf einfache Art und Weise, schnell und unkompliziert Fliegergemeinschaften zu initiieren.

Als ich dieses Jahr für mich die Flugsaison wiedereröffnete und mir Gedanken über mögliche fliegerische Ziele gemachte, musste ich mir eingestehen, dass mir für größere Flugvorhaben einfach die Übung fehlte und schon der Gedanke an den 1. Funkaustausch mit einem kroatischen Controller meine Ausschüttung an Stresshormonen ohne Mühe in Schwung bringen würde.

Obwohl ich jedes Mal auf dem Flug nach Krems nach allen Regeln der Kunst unbarmherzig Traffic-information auf Wien Info einforderte, konnte ich meine Zweifel über die spontane Verfügbarkeit der richtigen Funkphrasen im short Final eines Flughafens im kontrollierten Flugraum doch nicht ganz ausräumen.

Mein Vorsatz: das gehört trainiert. Meine Idee: vielleicht geht es anderen auch so.

Also kurz mit Rainer im Zuge eines Checkfluges besprochen, Flyer entworfen und rein damit in die Whatsapp-Gruppe! Genau für solche Aufrufe war sie doch prädestiniert. Kurz darauf waren meine Mitstreiter schnell gefunden: Thomas, in einer ähnlichen Situation wie ich: einfach üben, Hemmschwelle abbauen und Routine sammeln. Walter, ein versierter Flieger, der ohnedies Alles fliegt, was nicht bei 3 im Hangar ist, wollte sich wieder ein wenig die offizielle Phraseologie in Erinnerung rufen. Rainer war von Beginn an dem Vorhaben gegenüber positiv eingestellt, sodass es nicht viel Überredung brauchte, um ihn dafür zu gewinnen.

Letzten Freitag trafen wir uns dann zu einer Vorbesprechung im Briefingraum am Flugplatz und über die Ansprüche an den Flug waren wir uns schnell einig: „1x mit Alles!“ Nichts auslassen, was für einen anständigen Ausritt notwendig wäre: Flugplan, Grenzübertritt, Landung auf einem Flughafen. Fliegerherz, was willst Du mehr! Auch über die Route waren wir uns schnell einig. Von LOAU über die CTR Wien nach Ungarn, Landung in Heviz vulga Sármellék vulga LSHM. Von dort direkt nach LOWG. Dass wir dabei auch den slowenischen Luftraum kreuzen müssten, wäre leicht vermeidbar gewesen, aber warum….. ? Nach der Landung in Graz über Kapfenberg und entlang der GAFOR-Route über Mariazell wieder nach Hause. Geplanter Termin: Dienstag, 10:30 loc, Flugzeit netto: 3 Stunden 20 Minuten



Obwohl am Montag noch tiefe Basen und lokale Gewitter die Wetterlandschaft über dem gesamten Bundesgebiet beherrschten, war am Dienstag perfektes Flugwetter mit nur vereinzelten Wolken und mäßigen Wind auf der gesamten Strecke zu erwarten. Pünktlich fanden wir uns alle am Flugplatz ein und hatten sofort mit der abschließenden Flugvorbereitung begonnen. Nach ordnungsgemäßen Drainen und umfassenden Außencheck, betankte Walter die DKT entsprechend der W/B – Berechnung und wir mussten Stein und Bein schwören, dass unsere Gewichtsangaben der Realität entsprachen. (Jede Diätgruppe wäre erblasst vor Neid!) Zwischenzeitlich versuchten Thomas und ich die Kürzel der aufzugebenden Flugpläne in ungefähr die richtigen Felder einzusetzen und freuten uns tierisch, wenn wieder ein Flugplan in grün aufleuchtete. Auch das eine oder andere Rufzeichen neben dem Flugplan empfanden wir nicht als Rückschlag oder herbe Kritik, sondern als eine Art alternativen Abkürzungsvorschlag des diensthabenden Controllers. Ausgestattet mit den neuesten Karten-updates, sowohl in Papierform als auch elektronisch, rollten wir zum Rollhalt und starteten in eigenem Ermessen auf der 25 Richtung Wien.





Vorgewarnt durch unseren Flugplan, verpasste uns Wien Info einen Squawk, um uns umgehend an Wien Tower weiterzureichen. Dieser wiederum ließ uns daraufhin auch ohne Umschweife über die VFR-Route Klosterneuburg – Freudenau in die Kontrollzone einfliegen.



Kurz nach dem Meldepunkt Freudenau fragte uns der freundliche Controller, ob wir Interesse an einem Low Approach auf RWY 11 hätten…..und wir hatten!!!



Stolz darauf ein Teil dieser ausgewachsenen Airliner-community zu sein, hinterließen wir bauartgerechte Wirbelschleppen und verabschiedeten uns wieder artig über den VFR-Sektor Sierra. Von dort ging es nach Eisenstadt und danach Richtung Sopron, wo uns bereits der ungarische FIS erwartete und uns, ausgestattet mit einem neuen QNH, Richtung Balaton schickte.



Bereits im Anflug auf Heviz wurden wir über Funk eingeladen über Nacht zu bleiben. Als wir dies jedoch verneinten, wurde uns noch Treibstoff angetragen. Aber auch den lehnten wir dankend ab und so blieb der freundlichen Dame auf 134,575 nur noch, uns die Clearance für die Landung zu erteilen.



Aufgrund der eher reduzierten Infrastruktur im mittel- und unmittelbaren Umfeld des Flughafens, bezahlten wir die Landegebühr und machten uns nach erfolgtem Pilotenwechsel wieder auf den Weg. Start – Frequenzwechsel – und Übergabe an Ljubljana Information funktionierten reibungslos. Ich bin fast geneigt, es als unspektakulär zu bezeichnen. Wir wurden während der 10minütigen Flugdauer im slowenischen Luftraum zwischen DIMLO und NIDLO eindringlich auf den vorherrschenden Seglerverkehr im gesamten FIR Maribor hingewiesen. Wieder über Österreich, wurden wir zügig von Graz Radar an Graz Tower übergeben und Rainer hatte für den Anflug einen besonderen Einfall. Nachdem die DTK, im Gegensatz zu mir, einen ILS-Approach kann, fragten wir an, ob ein simulierter ILS-Anflug zu Trainingszwecken möglich wäre. Zu diesem Zeitpunkt herrschte in LOWG Hochbetrieb, sodass wir als Nummer 4 mit entsprechenden Radarvektoren zum ILS geführt wurden. Von da an ging es, entsprechend der Anzeige im Cockpit, mit sanften 3° bergab und wir landeten sicher am RWY 35C.



Der Durst leitete uns direkt durch den Bereich der General Aviation und der Ankunft- und Abflughalle zu einer ausgiebigen Stärkung ins Restaurant auf der Aussichtsterrasse.



Nebenbei folgten wir dem Treiben auf dem Flugfeld. Dabei konnten wir einige Black Hawks bei Start und Landung beobachten und wurden vielleicht Zeitzeugen bei einem der letzten

Starts einer Alitalia-Maschine.



Gestärkt und top motiviert kehrten wir an Security-check und Betriebsgebäuden vorbei wieder zurück zu unserem Flugzeug und nach erneutem Pilotenwechsel ersuchten wir um Startfreigabe für unseren Rückflug nach Stockerau.



Wir verließen die Kontrollzone über Graz Nord und flogen von Kapfenberg bis Mariazell in einer Höhe von 7500 ft im sichern Abstand zu den Wolken und trotzdem schienen sie uns zum Greifen nah. Kurz nach Tull wechselten wir die Frequenz von Wien Info auf Stockerau. Als wir Schorschi´s unverkennbare Phraseologie hörten wussten wir, dass ein spannender Flugtag in Kürze zu Ende gehen würde. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass, obwohl das Öffnen und Schließen des Flugplanes auf einem kontrollierten Flugplatz selbstverständlich und automatisch erfolgt, Schorschi´s Service dem um Nichts nachsteht…Danke dafür.

FAZIT:
Die Mischung aus selbst fliegen, dem Funkverkehr entspannt aus der 2. Reihe zu folgen, Neue Flugplätze anzufliegen, aber auch gemütlichem Beisammensitzen lässt zusammengefasst sagen, dass es durch und durch ein gelungener Versuch und ein spannender, lehrreicher aber auch unterhaltsamer Flugtag war, von dem alle Beteiligten profitierten. Obwohl, oder vielleicht besser, gerade weil jeder mit einer anderen Flugerfahrung sich einbrachte, war es spannend, die Abläufe des anderen zu beobachten und davon zu lernen.
Einen besonderen Dank an dieser Stelle an Rainer, der sich sofort für dieses Vorhaben zur Verfügung gestellt hat und uns von der Planung, der Vorbereitung bis hin zum Fliegerwaschen tatkräftig unterstützte. Ich hoffe, ich konnte Euch animieren ähnliche Projekte zu initiieren und freue mich auf spannende weitere gemeinsame Ausflüge.




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» von Thomas Bremer